Historischer Rückblick
Seit jeher werden Menschenkinder von Geburt an getragen. In anderen Kulturen ist dies bis heute ganz selbstverständlich. Bis zur Regierungszeit von Queen Victoria, Ende des 19. Jahrhunderts, war es auch bei uns in Europa normal die Kinder zu tragen. Ungefähr 1870 wurde dann der Kinderwagen von ihr hoffähig gemacht. Der Kinderwagen wurde ein Symbol für Luxus und Ansehen. Gleichzeitig wurde es modern eine gewissen Distanz zum eigenen Kind aufzubauen. Die ‚Nannys‘ kamen in Mode und konnten die Kinder vortan auf den stetig besser ausgebauten Strassen stolz umherschieben. Bei der ärmeren Schicht der Bevölkerung wurde noch länger gertragen, doch mit dem Fortschreiten der Industrialisierung und dem zunehmenden Wohlstand, wurde es immer selbstverständlicher die Kinder nicht so eng bei sich zu tragen.

Gründe, die fürs Tragen sprechen

Menschenbabys gehören zu den Traglingen
Wenn man ein Baby hochnimmt, dann kann man beobachten, wie es die Beinchen anwinkelt und spreizt. Diese ‚Anhock-Spreizhaltung‘ (AHS) deutet auf einen der frühesten Reflexe hin. Man könnte es die ‚in den Genen verankerte Erwartung des Getragenwerdens‘ nennen.
Tragen als fortwährendes Förderprogramm der Sinne
Trägt man einen Säugling am Körper, ist der Oberschenkelkopf durch die angehockte Beinstellung perfekt eingestellt. Dies fördert die gesunde Entwicklung des Hüftgelenks. Ein gestrecktes Bein belastet die Hüftgelenkspfanne ungleichmässig und kann eine Dysplasie (Hüftfehlstellung) verursachen. Bei jedem Schritt der tragenden Person werden leichte Bewegungsreize auf die Gelenke des KIndes übertragen, was die Durchblutung dieser in der Entwicklung befindlichen Strukturen fördert. Ausserdem fördert das immer Reagieren müssen auf Bewegungsreize die Entwicklung des Gleichgewichtsinnes.

Nähe entspannt
Die Körperwärme, der Herzschlag und die vertraute Enge, die das Tragetuch gibt… all das ist dem Baby bekannt und entspannt es. Der Cortisolspiegel (Stresshormon) sinkt messbar und auch der Herzschlag beruhigt sich. Die Nähe entspannt auch die Mutter. Oxytocin (auch als Kuschelhormon bekannt) wird freigesetzt und dies kann die Milchproduktion anregen.
Babysignale werden schneller erkannt

Durch die Nähe spürt die tragende Person die Signale des Babys sofort und kann schnell reagieren. Das Baby erlebt Zuverlässigkeit und dadurch wächst das Urvertrauen. Der Säugling fühlt sich in der noch oft unbekannten Welt schneller sicher.
Erleichterung im Alltag
Wenn das Kind sicher und stabil in der Trage sitzt, kann die tragende Person einfacher Hausarbeiten verrichten, einkaufen, Treppen bewältigen u.s.w. und hat dabei immer die Hände frei.



